Für den Beitrag über unsere Teilnahme an der 24. Ausgabe der Bilac gab es viele hilfreiche Tipps der Teilnehmer: "Schreib doch mal ganz anders"! "Wie so eine Butterfahrt!" "Vielleicht auf französisch!" "Oder im Telegramm-Stil". Alles gut gemeint, aber ich schreibe es ... wie immer!
Fotos: Andreas Hintz, Jürgen Stephan
Es ist eben eine Fahrt mit vielen lieb gewonnen Traditionen, die wir manchmal sehr ernst und manchmal (ok, selten) weniger ernst nehmen. Zwei Boote vertraten den WRC in diesem Jahr, ein Doppelfünfer und der (verletzungsbedingt) leicht verjüngte Mastersvierer bei seiner achten Teilnahme. Bei der Anreise gab es die eine oder andere staubedingte Verzögerung, das Bilacmobil jedoch hob pünktlich gegen 9 Uhr in Lampertheim ab und wir eröffneten mal wieder den Reigen der Bootshänger als erste Abordnung auf dem frisch renovierten Seezugangsplatz in Neuchatel. Immerhin waren die Schilder schon aufgehängt! Kurz nach uns traf noch eine Premiere ein: die ersten englischen Teilnehmer der Bilac trafen mit einem etwas altertümlichen Bootshänger ein. Neugierig wie wir sind, erfuhren wir dass sie aus Stockton-on-Tees angereist sind. Dies gelingt mit einer Fährfahrt von Newcastle nach Amsterdam und einer zweitägigen Fahrt durch Frankreich nach Neuchatel. Da erscheint unser Aufwand doch eher wieder bescheiden und wir treten den (nicht existenden) Preis für die weiteste Anreise zur Bilac gerne ab.
Ab nach Magglingen in die uns lieb gewonnene BASPO Sportstätte, Unterbringung im Swiss Olympic House. Die Parkregeln sind irgendwie alle neu, aber selbst die Mitarbeiter sind nicht sehr zufrieden damit ("Aber uns fragt ja keiner..."). Den leicht verspäteten Rest der Wormser Bilac-Mannschaft treffen wir beim traditionellen Dinner direkt am See, dieses Mal bei überragend lauschigen Temperaturen, so dass wir den Sonnenuntergang über dem Bieler See bewundern können.
Abschluss, na klar - mit EINEM Vollmondbier. Schon morgens früh hatte das OK aufgrund der überragenden Bedingungen sich für die schönere Strecke - die Seestrecke entschieden, die ist zwar schön, aber auch knapp 30 km lang. Abfahrtstreffpunkt um 7:30 (das muss ich hier so schreiben) und wir stürzen uns ins Getümmel. Durch die deutliche Verbreiterung des Seestrandes ist das Einwassern aber entspannter als in früheren Jahren, da man die ganze Breite ausnutzen kann.
Neuer Teilnehmerrekord bei der Bilac: das schöne Wetter zog über 110 Boote an, viele Kleinboote sind am Start, darunter auch 3 Kanus und (sehr beeindruckend) ein Zweier Ohne. Der Start liegt dieses Mal etwas näher am Ziel, so dass sich die Strecke gegenüber der "Original Seestrecke" etwas verkürzt auf knapp unter 30 km. Zudem gibt es nun auch hier sogenannte Startblöcke, in die die Boote einsortiert werden. Da halten wir uns vielleicht etwas zu sklavisch dran, aber auf der anderen Seite macht es immer Riesenlaune an vielen Booten vorbei zu ziehen - echtes Regatta Feeling kommt auf.
Wir glauben eigentlich, ganz gut am Start zu liegen, später stellt sich aber raus, da waren wir vielleicht etwas zu vorsichtig. Aber egal, die Strecke ist lang, wir haben noch einige Kilometer vor uns und so pflügen wir uns unseren Weg durch das Feld mit ruhigen Schlägen. Unsere Freunde vom Mannheimer RC sind auch wieder da und haben es sich wieder als erklärtes Ziel gesetzt, uns dieses Mal zu schlagen, somit ist auch unser Ehrgeiz geweckt (wenn man das musste ;-)). Sehen können wir sie nicht, so dass wir einfach auf unseren konstanten Speed setzen, was ja auch letztes Jahr auf der Flusstrecke ganz gut geklappt hat. Im Ziehlkanal liefern wir dann die beste Passage ab, auf altrheinartigem Wasser können wir es halt am besten. Unsere beiden treuen Landbegleiter Klaus und Bani rufen uns den stets kleiner werdenden Rückstand zu Mannheim zu und nach ca. 11 km ziehen wir dann doch recht locker vorbei. Im Bieler See müssen wir dann der Intensität ein bisschen Tribut zollen und auch die Wellen machen uns ein wenig zu schaffen. Trotzdem schaffen wir es noch, einen Frauenachter im Zaum zu halten, nur der Mannheimer Doppelachter entwischt uns...
So kämpfen wir uns ins Ziel, das ein bisschen überraschend kommt, da wir die Verkürzung nicht so genau abschätzen konnten. Das war anstrengend, aber ein weiterer Vorteil der Seestrecke sind die vorhandenen Stege und vielen Helfer, die das Auswassern doch sehr erleichtern. Abriggern, Abtrocknen und drohende Unterhopfung bekämpfen heisst es nun. Siegerehrung ist um 14 Uhr. Immer ein bisschen spannend, ob sich nicht doch noch irgendwo ein weiterer Gig Doppelvierer vrobeigemogelt hat, aber es stellt sich heraus: zum sechsten Mal gewinnen wir den Ehrenpreis für den schnellsten 4x+ Gig. Beim sich ähnelnden Ehrenpreis stellt sich die leicht wechselnde Bootsbesatzung als Vorteil heraus - so darf jeder mal einen mitnehmen. Dieses Jahr geht er natürlich an Jonas, der sich dankenswerterweise kurzfristig bereit erklärt hat, mit den alten Männern zu rudern, nach dem Klaus leider verletzungsbedingt absagen musste. Der Doppelfünfer schneidet ebenfalls mit einer sehr guten Zeit und einer sehr guten Platzierung in der vorderen Hälfte des Feldes (113 Boote sind ins Ziel gekommen) ab.
Das Nachmittags und Abendprogramm dann weitgehend wie immer - Entspannungskaffee auf der Sonnenterrasse (mit Blick auf Eiger Nordwand, Mönch und Jungfrau). Aufmarsch zur Hohmatt, wo ein neuer Besitzer das Zepter übernommen hat. Trotzdem wir uns in der deutschsprachigen Schweiz befinden, ist es mit der Kommunikation nicht ganz einfach, aber unser Speisekarten- und Schulfranzösisch erweist sich als ausreichend, um selbst komplexere Probleme wie ("Zahlung nur in Cash oder Twint") zu lösen. Vollmondbier gibt es auch noch in der Bar, vielleicht sogar mehr als eins. Jetzt sind so viele neue Dinge passiert, dass nur eine Wanderung möglich ist - der Klassiker.
Nächstes Jahr eine besondere Bilac, die 25. Ausgabe. Wieviele Boote des WRC bekommen wir an den Start?