Seltsamer Titel ja, - aber in meiner Zweitheimat am Rhein gibt es das Weltkulturerbe ‚Schumstadt‘, was mit durch die 3 Kaiserdome Speyer-Worms-Mainz geprägt wird; - daher. Oh` Pegasus sei nett zu mir!!! Also: am 25.04.2025 trafen sich 10 Ruderer/innen aus Ost und West bei der Merseburger Rudergesellschaft zur Wanderfahrt Merseburg – Magdeburg. Veranstaltet vom Ruderverband Sachsen-Anhalt und durchgeführt von der sehr kompetenten! und sympathisch rüberkommenden Petra Bertram von der Magdeburger Rudergesellschaft. Unterstützt wurde sie dabei von Gabi – eine gute Seele von der Merseburger Rudergesellschaft. An alles hatte Petra gedacht um uns ihre Heimat näher zu bringen – aber die Bürokratie war teilweise unüberwindbar!
Fotos: Klaus Prinz
So fiel auch gleich die erste Etappe von Merseburg nach Halle/S. Aufgrund „diverser Schleusenprobleme“ – um es mal vornehm auszudrücken – aus und wir konnten daher nur die 2 von der MRG zur Verfügung Boote „Kameradschaft“ und „Gemeinsamkeit“ abriggern, aufladen und zum Startpunkt Etappe 2 nach Halle-Trotha verfrachten.
Dadurch hatten wir am nächsten Tag bei bestem Sonnenschein einen, im wahrsten Sinne des Wortes, Wandertag. Zuerst von der Unterkunft nähe Bootshaus ins Zentrum von Merseburg mit dem Dom (Nr. 1) und seiner über 1000-jährigen, vor allem das frühe Deutschland prägenden Geschichte, und die restaurierte Altstadt. Nach einer sachkundigen Führung war „Ausschwärmen“ im Sinne von Selbsterkundung angesagt. Und der Kontrast könnte nicht größer sein: von den „Merseburger Zaubersprüchen“ (ältestes Literaturdokument Deutschlands – 1300 Jahre alt) über die sehenswerte Altstadt, den obligatorischen Rabenkäfig (war leider ausquartiert wegen Umbauarbeiten) zu einer hinter dem schönen Klosterpark stattfindenden Rocker-Hochzeit (mindestens 1300 PS aus allen Teilen Deutschlands) eines hiesigen Harley Davidson Clubs . Also - Petra hatte da gaaaaaaaaaanz tief in die Kiste gegriffen wie man so sagt.
Nach kurzem,guten Essen ging es dann mit der Straßenbahn(!) mit einmal umsteigen zur Unterkunft in Halle/S. Nach kurzer Zimmereinweisung (ein sehr schmuckes, von der Lebenshilfe betriebenes Hotel! Mit zugehöriger Brauerei!) ging es – wieder mit der Straßenbahn ins Zentrum von Halle/S. Unter anderem mit Dom Nr. 2, der aber nicht so toll rüberkam wie Merseburg. Dafür wurden wir aber vom halleschen Motettenchor mit einer öffentlichen Generalprobe in der Marienkirche belohnt. Es gibt dort also nicht nur Luthers Totenmaske und Hände zu „bewundern“, sondern z. B. auch ein phantastisches Panorama auf die Altstadt und den Roten Turm (einziger Campanile nördlich der Alpen!) zu erleben - wenn man denn die Türme der Marktkirche hochsteigen will. Nach einem kurzen Bummel durch die größtenteils renovierte Altstadt ging es noch zum gemeinsamen Abendessen mit Improvisation: „10er Tisch is‘ nicht!!“ Nachfrage nach getrennten Tischen war erfolgreich – Abend gerettet! Im Hotel ließen wir dann den Tag bei einem leckeren hauseigenen Bier auf der Balkonterrasse ausklingen.
Aber dann! Am Sonntag Vormittag ging es dann endlich los! Nach Frühstück ging es (wieder mit Straßenbahn) zum Startplatz nach Halle-Trotha. Dort war schon lebhafter Betrieb, man ließ sich aber nicht stören – Platz war genug. Und aufgeriggert war schnell und es konnte losgehen. Um gemeinsam in die ca. 100 m entfernte Schleuse einzufahren machten wir erst noch einen Warmruderabstecher Saaleaufwärts bis Burg Giebichenstein (Halle-Kröllwitz) und beginnendem Raten: wie war das nochmal mit „...an der Saale hellem Strande, …“ Lösung einen Tag später. Dann – Schleusung problemlos und „Hammertour“ durch fast 18 km Natur pur. Vorbei an Investruine Hafen Halle-Trotha (kein Saaleausbau zur Wasserstraße aus Naturschutzgründen) entlang einzelner kleiner Dörfer zum Ziel Wettin. Schon von weitem grüßte die Burg - Stammsitz eines der ältesten Herrschergeschlechter Deutschlands. Ist schon eine imposante Anlage mit ihren fast 3 km Mauerumfang; musste natürlich erkundet werden. Auf einem der höchsten Punkte war auch noch ein kleines schmuckes Cafe – mit Klasse-Panoramablick inklusive.
Am nächsten Morgen dann nach einem sehr guten Frühstück in der gemütlichen Unterkunft hätte es losgehen können. Aber ein kleines Handicap war: eine Ruderin war erkrankt und hatte sich von der Tour kurzfristig abgemeldet. Für die erste Etappe hatte Petra noch kurzfristig „Ersatz“ besorgen können (eine Kameradin aus Ihrem Magdeburger Club) aber jetzt ging es nur noch mit Loch weiter. War wenigstens jeden Morgen etwas Spannung: wer heute mit wem? Aber die Fahrtenleiterin Petra B. war ganz Diplomatin: „Männer! Ist das schlecht wenn Ihr mit ‚Loch‘ fahrt!?“ Selbstverständlich waren wir damit einverstanden – man ist ja schließlich Gentleman!!! Außerdem haben ja Saale und hoffentlich auch Elbe passable Strömungen und „bergab“ - „….Magdeburg! Wir kommen!…“ Erste Schleusung und dann: „Hammeretappe 2“ - ca. 36 km nach Bernburg. Damit wir nicht zu früh ankommen (Einchecken Hotel) waren wir „gezwungen“ Höhe Schleuse Alsleben Mittagsrast zu halten. Und da muss man sagen: aufgrund des Hochwassers 2013 hatte z. B. der Salzlandkreis Geld in die Hand genommen und neue Anlegemöglichkeiten für Wassertouris wie uns geschaffen! Kurz vorm Einschlafen erinnerte uns Gabi als Petras (ebenfalls) charmante rechte Hand an die noch anstehenden letzten Km. Durch die Pause gekräftigt waren wir dann auch recht zügig in Bernburg. Und dann: Kurve – Ruder halt – Boot quergestellt – und da lag die Perle Sachsen-Anhalts in aller majestätischen Schönheit vor uns. Schloss Bernburg! Ein erhabener Anblick mit den auch von weitem erkennbaren unterschiedlichen Baustilen. Nach dem „ewig“ langem Marsch ins Hotel (unter anderem vorbei auch an der „Stillen Post – ein kindergerechtes Ensemble über die Gerüchteküche) und Frischmachen im Hotel ging es auch los ins Schloss. Vorbei an einer riesigen Blumenuhr (wo früher stündlich „An der Saale hellem Strande, …“ erklang; endlich hatten wir das Rätsel von Halle/S. her gelöst) noch um 2 Ecken und über den Bärenzwinger (der leider aus Tierschutzgründen schon länger verwaist ist) und wir waren im Schlosshof. Und zugegeben: zumindest bei mir waren nach dem Anblick vom Fluss her die Erwartungen wohl doch zu hoch; obwohl es immer noch viel zu entdecken gab. Vor allem der wuchtige Eulenspiegelturm dominiert das gesamte Ensemble. O-Ton Uwe: „ … Eulenspiegel ist doch von uns aus Moelln. …“ Nach dem obligatorischen Gruppenfoto mit Saaleaue im Hintergrund ging es dann zum Essen in das einzige (!) Montag geöffnete Restaurant Bernburgs. War aber den Weg wert!
Nach Frühstück und obligatorischer Schleusung am Anfang ging es dann los zur „Totschlag-Etappe“ über ca. 45 km auf die Elbe und nach Pretzien (analog zur „stillen Post“ gingen auch hier die Annahmen bunt durcheinander – von 42 km bis 52 km). Sei‘s drum: Gegen 9:00 Uhr waren die Ruderer los und Bernburg eine „Attraktion“ ärmer („stille Post“ endet mit: „...die Bären sind los!“ und Petra: „...die Ruderer sind los...“). Und die Etappe zog sich! Erst wurde das Mittagspicknick immer weiter nach hinten verlegt (keine vernünftige Anlegemöglichkeit), sodass kurze Sandpause angesagt war (durch die Mäandrierung der Saale und dadurch bedingter erhöhter Fließgeschwindigkeit sehr kräftezehrend) aber in Klein-Rosenberg fischte uns doch die gute Petra zu einem schönen Picknick aus den Booten. Da die Herren als letzte anlegten (Ladies first!) mussten sie auch als erste wieder los. Dabei ging auch ein auf der Rampe liegender Paddelhaken aus dem Damenboot mit den Herren auf Reisen. Was liegt der auch so herrenlos rum (grins,grins). Nur noch wenige km und dann kam die Elbe – doch welche Enttäuschung: zwar breiter als die Saale aber sonst? Erst bei der Abzweigung Pretziener Wehr merkte man, dass die Elbe doch eine kräftige Strömung hat. Da die Herren kurz nach der Einfahrt auf Sandbank aufliefen fiel der Entschluss: warten wir auf die Damen, damit sie nicht auch auflaufen. Es sah fast so aus, als ob das Boot vorbeischießt – obwohl die Mädels protestierten und behaupteten dass alles ganz normal war (hüstel,hüstel). Dann ging das Rätselraten los: „wo ist Fahrtenleitung und Anlegestelle?“. Den Kanal hochgerudert bis zum Hochwasserwehr (gute Dienste bei Hochwasser 2013 für Schutz Magdeburgs), ein Stück zurück in Seitenarm (wo die angelnden Campingfreunde langsam unruhig wurden wegen unserer Ziellosigkeit) und dann noch schlechte Handyverbindung. Die Chefin war unterwegs zum Kanal und Handy in Powerbank – nicht damit rechnend, dass wir doch so schnell sind. Ende gut, alles gut! Auf einer Landspitze, die wir 10 min. vorher passiert hatten, saß sie und wartete. Eine alte Rampe (von Steinverladung früher) war als Ausstieg gedacht. Nasser Ausstieg, Boote aus dem Wasser und dann konnten wir nochmal in aller Ruhe das Wehr bestaunen. (Alles überschattet von der Frage: „habt ihr unser Paddel?“) „Nein haben wir nicht. Großes Ehrenwort!…“ Am nächsten Morgen lag er doch im Herrenboot – Sachen gibt‘s… tz,tz,tz. Dann kleiner Fußmarsch von ca. 10 min (war schließlich eine „Wander“fahrt) durch das ruhige, gepflegte Örtchen (nichts zu merken von seiner überragenden Bedeutung für den Hochwasserschutz) in eine kleine ruhige Pension (wie die ganze Tour hatte auch hier die Petra ein glückliches Händchen). Gutes Essen und gemütliches Bierchen – das Leben kann so schön sein! Das einer der „Jungs“ gleich 2x sein Bier umkippte: er war wohl soviel „Anstrengung“ von seinem gemütlichen Rhein nicht gewohnt!?
Am nächsten Morgen dann das letzte Stückchen (ca. 28 km) nach Magdeburg. Und da waren wieder die Klischees: die Damen machten in der Natur (Sandstrand) bei Schönebeck Rast, während die Herren sich einen bequemen Steg suchten – mit Erfolg! Ein kleiner Motorboothafen lud förmlich zum Rasten ein. Wurde auch ausgiebig genutzt. Und wieder konnten wir die vorbei“schießenden“ Damen (strömungstechnisch) bewundern. Jetzt nochmal ca. 10 km und wir konnten Petra am Ziel winken sehen. Noch mal alles ruderische Können gezeigt und wir lagen am Steg. Später erklärte uns Petra, dass wir eigentlich auf Sandbankkurs waren. Sah aber auch mit etwas Phantasie aus wie der Suezkanal.Aber es waren 2 unerschütterliche Ruderrecken/in von der Nordseeküste am Steuer – also null Chance auf „Havarie“!
So: Boote raus, alles abriggern und Boote und Zubehör waschen, waschen, waschen,…..wie früher mit Eimer und Lappen. Zeit für einen kleinen Abschiedsumtrunk blieb trotzdem, noch bevor Rolf mit‘m Anhänger aus Merseburg kam um die Boote und auch seine Clubberin Gabi abzuholen! Immer bester Laune und unerschütterlich am arbeiten. Recht herzlichen Dank an Dich! Es war eine sehr schöne Zeit mit allen – selbst das Wetter hatte das Sommerhoch “Petra“ vorbeigeschickt – trotzdem: so ab 16:00 Uhr verabschiedeten sich die ersten zum Zug nach Hause und nur noch eine Handvoll blieb um mit Petra noch Magdeburg zu erkunden. Wie gesagt: Von Dom zu Dom zu Dom!
Nun denn! Auf ein baldiges Wiedersehen irgendwo und irgendwann in Deutschland!
Bis denne! Der Wormser Prinzenklaus!