Am Mittwoch vor Fronleichnam machen wir uns auf Richtung Norden. Die Autobahn ist voller LKW und ab Köln fließt der Verkehr oft nur zähflüssig. Das letzte Stück nach Emden fahren wir über die Störtebekerstraße. Inzwischen ist der Himmel dunkelgrau, es blitzt und donnert. Gerade noch im Trockenen sehen wir uns das imposante Emssperrwerk an. Kaum im Auto zurück, beginnt es zu schütten. Tolle Aussichten für ein Ruderwochenende!

In Emden checken wir im Alt Emder Bürgerhaus ein. Dann machen wir uns im Regen auf in die Innenstadt. Im Hafenbecken liegt das Feuerschiff „Deutsche Bucht“, das ein Restaurant beherbergt.

Foto: Christian Harbauer

Am Abend treffen wir die anderen acht Teilnehmer. Mit fünf Frauen und drei Männern aus sechs Vereinen, aus Worms, Wiesbaden, Stuttgart/Bodenwerder, Neuss, Mainz-Weisenau, und Kitzingen besuchen wir das Restaurant „Welwaart“ in der Emder Innenstadt zu Abendessen und Kennenlernen.

Der nächste Morgen (und jeder weitere!) beginnt um 7 Uhr mit einem exzellenten Frühstück im Hotel. Abmarsch ist um 8 Uhr bei Wolken und Sonne und 12°C zum Ruderclub Emden. Hier übernehmen wir zwei gesteuerte Vierer „Landwehr“ und „Falderndelft“. Vor 9 Uhr sind wir schon auf dem Wasser.

Die ganze Gegend ist von Kanälen durchzogen, es gibt kleine und große Seen, hier werden sie Meere genannt. Zunächst rudern wir aus der Stadt raus, vorbei an alten Häusern, beobachten, wie die Stadt erwacht, in Niedersachsen ist kein Feiertag. Etwas weiter draußen reichen die sehr gepflegten Gärten der meist schönen Häuser bis ans Wasser. Viele haben auch einen eigenen Steg mit Boot.

Wir durchqueren das Kleine Meer und erreichen über einen weiteren Kanal das Große Meer. Am Nordostufer legen wir an. Hier gibt es Tische und Bänke, an denen wir unser Picknick machen. Wir haben Glück mit dem Wetter und kommen trocken zurück. Gerade wollen wir die Boote in die Halle bringen, als es anfängt zu regnen. Unterm Dach des Ruderclubs machen wir noch ein Picknick. Nach einem langen Platzregen räumen wir die Boote abgetrocknet in die Halle.

Wir lassen den Tag mit einem sehr guten Essen bei Da Sergio, einem sehr modern und opulent, aber trotzdem gemütlich eingerichteten italienischen Restaurant in der Emder Hafencity, ausklingen.

Fotos: Christian Harbauer, Ingrid Kramer-Schneider, Sabine Möhrle, Ulrike Tiebel

Die nächsten Tage verbringen wir mit der Erkundung der Emder Umgebung und testen dabei auch die „Kesselschleuse“, eine Kreuzung in der Schleuse, mit vier Toren. Die Kanäle haben keinerlei Strömung, sehr unterschiedliche Breiten und viele zum Teil enge Kurven. Manche Brücken sind sehr schmal. Für die Steuerleute eine gute Übung. „Ruder lang auf beiden Seiten“ ist öfter mal zu hören. Einmal weist uns ein auf einer Brücke stehender Mann darauf hin, dass der Kanal immer schmaler wird und für uns nicht sehenswert ist. „Wo wollt Ihr denn hin?“ Die Breite reicht gerade für eine kurze Wende, die wir dann auch machen. Auch üben wir, mit mehr als einem Kapitän an Bord Manöver auszuführen. 

Wir trödeln durch die Stadt, in der gerade die „Emder Matjestage“ stattfinden. Rund ums Hafenbecken sind Imbissbuden aufgebaut. Es gibt Fisch, Fisch und Fisch, dazu Musik, Shantychöre, Getränke und viele, viele Besucher. Am Samstag findet auch der „Emder Matjeslauf“ über 10 km statt. Alte Traditionssegler aus den Niederlanden sind zu Besuch. Wir trinken echten Ostfriesentee mit Kluntje und Sahne und dem Ausblick auf das geschäftige Treiben am Hafenbecken.

Nach zwei Nächten ziehen wir in die Jugendherberge um, wo wir zu sechst bzw. zu viert in einem Zimmer schlafen. Das Herrenzimmer ist wegen der selbstgeschnarchten Geräuschkulisse eine echte Herausforderung.

In Suurhusen sehen wir uns bei schönstem Sonnenschein die Kirche mit dem schiefen Turm an, Neigungswinkel 5,19° (Pisa 3,97°).

Jeden Abend essen wir in guten Restaurants, und wir essen ..? Richtig: Fisch, Matjes. Einmal gibt es ein Matjesbüffett mit Matjes in acht verschiedenen Zubereitungen, dazu Bratkartoffeln und grüne Bohnen mit Speck. Vom Feinsten!

Fotos: Christian Harbauer, Sonja Hering, Ingrid Kramer-Schneider, Sabine Möhrle, Johannes Wohlgemuth

Am Sonntagmorgen, unserem letzten Tag, machen wir die Wallrundfahrt, einmal um die Altstadt herum. Wir können in die Gärten und Hinterhöfe schauen, uns wieder im Kurvensteuern üben. Ein Kajakfahrer spricht uns an: „Ihr seid ja gar keine Emder! Aber Ihr habt Emder Boote.“ Wir unterhalten uns kurz. Als wir ihm zum dritten Mal begegnen, versteckt er sich im Gebüsch.....

Nach dem Booteputzen treffen wir uns noch kurz zum Mittagessen im Hafengetümmel, Krabben- und Fischbrötchen, bevor sich die Autofahrer auf den Heimweg machen. Die zwei Bahnfahrerinnen bleiben noch bis morgen.

Die Rückfahrt ist genauso mühsam wie die Hinfahrt. Das ganze Ruhrgebiet scheint am Meer gewesen zu sein.

Ganz herzlich danken wir der Fahrtenleiterin Ingrid für die ausgezeichnete Planung und Organisation dieser Wanderfahrt und allen Ruderern für die gute Kameradschaft!

Es hat Spaß gemacht, Euch kennenzulernen und mit Euch zu rudern!