"Nach der Bilac ist vor der Bilac" oder "Kann man auch im fortgeschrittenen Ruderalter noch lernfähig sein?" Letztere Frage sollte bei einem Masters-Ruderworkshop im Boothaus in Lampertheim beantwortet werden. Die Veranstaltung sollte eigentlich bereits im November letzten Jahres stattfinden, musste dann aber aus gesundheitlichen Gründen nochmals verschoben werden. Das war aber tatsächlich eher von Vorteil, da es länger hell war und zudem die Temperaturen an beiden Tagen sehr angenehm waren.
Fotos: Jürgen Stephan
Als Chefcoach gelang es uns, Stefan Piesik zu verpflichten, der seit Jahrzehnten erfolgreich Ruderer in der Weltklasse trainiert, aber auch für Mastersruderer und Breitensportler zur Verfügung steht. Unterstützend stand ihm dankenswerterweise WRC-Trainer Michael Schambach zur Seite.
Wir begrüßten insgesamt 5 Teilnehmer zu unserem selbst organisierten Lehrgang in den dafür hervorragend geeigneten Räumen im Lampertheimer Bootshaus.
Vor der Praxis kommt die Theorie, so auch bei dieser Veranstaltung - was ist wichtig, um gut und schnell zu rudern. Stefan stellte uns die 6 Prinzipien hierfür in einer anschaulichen Präsentation vor. Und obwohl ja doch einige Jahrzehnte Rudererfahrung im Raum versammelt waren, erhielten wir wertvolle systematische Einblicke, u. a. dazu was sich auch im modernen Rudersport verändert hat.
Schon während des etwa 75-minütigen Vortrages über Technik und Biomechanik des Ruderns stellte sich bei allen Lust zum Rudern ein, aber auch ein wenig Respekt: wie würde der Weltklasse-Trainer mit höchsten Maßstäben dann unsere Technik beurteilen?
Der Samstag war dem Rennboot im Doppelvierer gewidmet, in zwei unterschiedlichen Besetzungen wurden umfangreiche Videoanalysen zur späteren Auswertung gemacht, sozusagen zur Bestimmung der Ausgangslage. Diese wurden dann in der Mittagspause ausführlich analysiert und Ideen zur Verbesserung identifiziert. Schwerpunkt lag eindeutig in der optimalen Schlaglänge und der dazu nötigen Stemmbrett-Einstellung. Diese wurden dann (neben einem grundlegenden Durchmessen des Bootes) direkt durchgeführt und in einer zweiten Einheit versuchten wir direkt, das Gelernte umzusetzen. Nicht ganz einfach nach einigen Jahren den Stil zu ändern, aber unsere Coaches versicherten uns beide, "da wäre schon was passiert"! Somit kann die Frage nach Lernfähigkeit mit "Jawoll!" beantwortet werden.
Wir hatten beste Ruder-Bedingungen, nur ein wenig mehr Wasser im Altrhein hätte gut getan. Zu bereden gibt es an so einem Lehrgangswochenende jede Menge, was wir dann bei einem gemeinsamen Dinner mit großartiger Verköstigung durch Chefköchin Sabine fortsetzen konnte. Nicht ganz so spät ins Bett, da am Sonntag noch ein halber Tag zur Fortsetzung im Gigboot (Bilac-relevant!) vorgesehen war. Dort wurden insbesondere mit neuen, interessanten Technikübungen konfrontiert, die uns die volle Konzentration abverlangten. Neu eingeführt wurde das Konzept "konzentrieren, ohne zu denken!", daran müssen wir noch ein wenig arbeiten.
Fazit: das war eine lohnende Veranstaltung, die wir sicher mit etwas Abstand und weiteren Ruderkilometern wiederholen werden. Absolut empfehlenswert für jede Ruderin oder Ruderer, der sich neue Impulse für seinen/ihren Lieblingssport holen möchte!