Wanderfahrt mit dem Ruderclub? Hatte ich schon gehört, als ich im Januar 2019 mit dem Rudern anfing. Das klang interessant, doch erst dieses Jahr im Sommer habe ich zum ersten Mal teilgenommen. Der Zeitpunkt schien für den Club ungewöhnlich, mir hat er gut gepasst. Mitte Juli sollte die Mosel ab Trier erkundet werden.
Wir waren 22 Teilnehmer zwischen 17 und 80 Jahren. Wir fuhren die BIZ, die Etzel, die Gauß und die Tata, alles gesteuerte Vierer.
Fotos: Susanne Müller-Schambach
Praktischerweise steht die Jugendherberge Trier fast direkt neben dem Ruderclub Trier. Dort wurden nach der Anreise, in bis auf den letzten Platz besetzten Fahrzeugen, die Boote entladen und aufgeriggert.
Bei gefühlten 30 Grad genossen wir im Anschluss im Vorgarten der Jugendherberge (die jetzt auch Cocktails anbietet) unser Mitbring-Buffet. Der Erkundungsgang auf dem Moseldamm ließ uns noch eine Kneipe mit schönem Moselblick entdecken.
Während des Frühstücks schien noch die Sonne, dann zogen dunkle Wolken auf. Kaum bei den Booten angekommen, regnete es. Der Schauer war von kurzer Dauer. Allerdings ist der Steg des Trierer Ruderclubs keine Luxusausgabe verglichen mit unseren (man reist bekanntlich auch deshalb in die Ferne, um schätzen zu lernen, was man zu Hause hat), so dass das Tragen der Boote mit großer Vorsicht gemeistert werden musste.
Die ersten 13 km legten wir in gemütlichem Tempo zurück. Als gegen Mittag gerade alle Mann und Boote an Land waren, kam der nächste Schauer. Dafür, dass es angeblich das heißeste Wochenende werden sollte, haben wir ziemlich viele Wolken erwischt. Das Campingplatz-Restaurant bietet die größte Portion Pommes, die die Mehrheit von uns je gesehen hatte. Wir nahmen an, dass der gesamte Nebentisch sich diesen Riesenteller teilen würde - das war nicht der Fall, es reichte genau für einen Mann.
Weiter ging es zum Zwischenziel Schleuse - der einzigen auf der Wanderfahrt. Schon im Vorfeld hörten wir heraus, dass es Unstimmigkeiten dahingehend gab, welche der beiden Schleusen (Sportboot vs. Berufsschifffahrt) wir zu nutzen haben. Dort angekommen schien das immer noch nicht geklärt, auch wenn das Landdienst-Team und das Orga-Team im Vorfeld sich redlich bemüht hatten. Es wurden schon Überlegungen angestellt die Boote zu tragen - ein stabiler Zaun hinderte uns an der Durchführung. Die Anzeigetafel informierte uns, dass es 15 min dauern würde und nur Platz für ein Boot wäre, das würde also viel Zeit in Anspruch nehmen. Gerade als wir die nächsten dunklen Wolken am Himmel erspähten, hieß es, wir sollen auf die andere Seite der Insel begeben - in die Schleuse der Berufsschifffahrt. Gesagt, getan. Dort wartend waren wir dann dem nahenden Regenschauer ausgesetzt.
Fotos: Susanne Müller-Schambach
Endlich draußen aus der Schleuse, die genug Platz für alle Boote bot, trafen wir auf ein erstauntes Sportbootteam, das nicht glauben konnte, dass wir in der großen Schleuse untergekommen waren – wen hatten wir „bestochen“? Wir haben mit dem Mengenrabatt argumentiert.
Unser Abendziel bzw. der Steg, an der die erste Etappe enden sollte (Klüsserath), sah gar nicht nach einem für Ruderboote geeigneten Ausstieg aus. Mit gutem Willen und unseren Enterhaken waren wir alle schnell an Land und die Boote für die Nacht verstaut. Ich habe mich bei den versierten Wanderfahrern sofort erkundigt, ob für den nächsten Tag mit Dramen beim Einstieg zu rechnen sei. Die Antwort war „Nein, es wird alles glatt gehen.“ Ich war sehr gespannt. Bald genossen wir die verschiedenen Schnitzelsorten in dem kleinen Restaurant des Campingplatzes.
Nach der Rückkehr in die Jugendherberge gab es eine lockere Verabredung zu einem Feierabendbier – erstaunt hat mich, dass sich die jugendlicheren Teilnehmer lieber ausruhen wollten, wohingegen die älteren Herrschaften noch keine Ruhe fanden. In fußläufiger Entfernung sind wir, wie auch am Vortag, fündig geworden, diesmal Paulaner, eine willkommene Abwechslung nach so viel Bitburger.
Nachdem alle das Sonntagsfrühstücksbuffet (zu erkennen an dem Rührei) der DJH genossen hatten, wurden Lunchtüten gepackt und Koffer/Taschen in die Autos verstaut.
Nun stand also das Einstiegsmanöver an besagtem Steg bevor. Es waren ganz verschiedene Ansätze zu bewundern mit mehr oder weniger Entenkot an den Schuhen, mit trockenen oder nassen Füßen. Aber noch bevor das nächste Binnenschiff um die Ecke bog, waren alle auf dem Wasser.
Fotos: Volker Schleep
Der zweite Teil der Etappe war landschaftlich reizvoller als der erste Teil. Die Hänge wurden steiler, waren aber immer noch mit Wein bepflanzt, die Ortschaften lagen direkt am Wasser. Der Wind hatte aufgefrischt. Als wir vor der Brücke von Piesport Halt machten, hatte uns der Wind nach 5 min unter der Brücke hindurchgeweht. Der Landdienst "lauerte" uns an verschiedenen Stellen auf und animierte zum Winken. Diese zweite Etappe endete sehr schnell. Der Steg in Minheim war perfekt zum Rausheben der Boote. Der Platz mit den schattenspendenden Bäumen war ideal für unser anschließendes Picknick. Schon bald waren alle Boote verladen, jeder fand seinen Platz in einem der Fahrzeuge und gegen Nachmittag waren wir zurück in Worms. Die Boote waren bald wieder abgeladen und verstaut.
Foto: Susanne Müller-Schambach
Alles in allem eine sehr gelungene Fahrt. Mir hat diese Wanderfahrt sehr viel Spaß gemacht. Ich freue mich, so viele nette Ruderkollegen kennengelernt zu haben, eine tolle Gemeinschaft. Jedem, der noch zögert, ob ihm dieses „Format“ liegt, rate ich – probier‘ es aus.